Doveren

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Tranchot  Müffling Baal
Tranchot Müffling Baal Quelle Wikipedia Bureau topographique de la carte des quatre Départements réunis de la rive gauche du Rhin 1801, 1815-1815 Diese Bild- oder Mediendatei ist gemeinfrei

Doveren liegt im Kreis Heinsberg, im äußersten Westen von NRW, am linken Niederrhein und nicht weit der Grenze zu den Niederlanden.

Neben dem eigentlichen Ortskern, früher von den Einheimischen zumeist „het Dörp“ (= das Dorf) genannt, gehören auch die beiden Ortsteile Doverhahn und Doverheide zur bis lange nach dem Zweiten Weltkrieg stark landwirtschaftlich geprägten sehr alten Gemeinde.

Haus Gut Grittern

Haus Grttern
Haus Grttern Das Gut Grittern, auch Haus Grittern oder Rittergut Grittern genannt, ist ein denkmalgeschütztes ehemaliges Rittergut südwestlich von Doveren, einem Stadtteil von Hückelhoven im Kreis Heinsberg (Nordrhein-Westfalen). Das heutige Hauptgebäude hat seine Wurzeln in einem Bau des 16. Jahrhunderts und gehört zu einer ganzen Kette von Herrensitzen im Tal der Rur. Die Anlage befindet sich in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden.

grittern

codex Welser um 1720
codex Welser um 1720

aus http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=4029

Grittern, Wasserburg

Geschichte:
Die ehemalige Wasserburg ist in der Rurniederung bei Doveren gelegen. Um 1400 baute sich hier ein Ritter Tilmann von Körrenzig seinen Stammsitz. Im Jahr 1425 erscheint ein Tilmann von Grittern, wohl sein Sohn. 1451 kommt das Wassenberger Lehen an Reiner von Grittern, 1480 an Johann von Grittern. Aus den Lehnsverzeichnissen ist ersichtlich, dass infolge von Schulden einige Anteile vom Besitz in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts verloren gingen. Im Jahr 1516 erbte Johanns ältester Sohn Reiner die Burg. Als dieser 1530 und Johanns zweiter Sohnes Everhard 1532 starb, wurde der dritte Sohn Gerhard mit Grittern unter Bedingungen belehnt: So sollte seine Mutter die Leibzucht behalten und die Kinder seines toten Bruders Reiner das Erbrecht. Durch Heirat mit Reiners Tochter Sophia von Grittern gelangte Dietrich von Lieck 1535 in den Besitz der Burg. Ende des 16. Jahrhunderts folgt ihm sein Sohn Johann. Dessen Sohn Theobald starb kinderlos, wodurch Johanns Bruder Dietrich von Lieck das Anwesen erwerben konnte. Da auch Dietrichs Sohn Adolf Dietrich früh starb, fiel das Erbe an Dietrichs Tochter Elisabeth Christine. Der Sitz ist auf dem Jülicher Ritterzettel von 1610/11 aufgeführt, was dessen Besitzer zur Teilnahme an den Jülicher Landtagen berechtigte.
Im Jahr 1654 vermählte sich Wilhelm Degenhard von Hompesch-Bollheim mit Elisabeth Christine von Lieck, die ihren großen Besitz Grittern, Biesem (siehe dort) und den Scheurerhof mit in die Ehe einbrachte. 1707 endete die Lehnbarkeit Gritterns und es wurde freies oder Allodialgut der Grafenfamilie von Hompesch-Bollheim. Ihr gehörte der Adelssitz bis zur Veräußerung ihrer gesamten rheinischen Besitztümer um 1840. Danach ging Grittern in bürgerlichen Besitz über und wechselte bis heute noch einige Male den Eigentümer. Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten zum Anwesen rund 1.000 Morgen Land, Weiden und Wald. Die Burg lag im Gerichtsbezirk und Kirchspiel Doveren. (Markus Westphal)

Bauentwicklung:
Es handelt sich um eine zweiteilige Wasserburg, deren Ursprünge mindestens bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts zurückreichen. Wahrscheinlich war es Johann von Lieck und seine Frau Elise von Wevorden, die in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Hauptburg komplett neu errichteten. Die Abbildung im Codex Welser von 1723 zeigt die Hauptburg mit einem mächtigem Doppelhaus und drei Türmen an der Südseite, was dem frühneuzeitlichen Bauzustand nicht entspricht.
Um 1900 erfolgten durch den damaligen Besitzer Konrad Bresges und den Architekten Otto March aus Berlin-Charlottenburg teifgreifende Veränderungen des Burghauses. Als neuer Wohnsitz entstanden eine Villa im neoklassizistischen Stil und ein großes Wirtschaftsgebäude im Vorfeld der Burg. Während dieses Wirtschaftsgebäude östlich des Burghauses noch heute vorhanden ist, brannte die Villa im Zweiten Weltkrieg aus. Nachdem alle Wiederaufbauversuche scheiterten, sprengte man die Ruinen der Villa schließlich 1980. Das Burghaus wurde im Krieg zwar beschädigt, konnte aber ohne weiteren Substanzverlust wiederhergestellt werden. (Markus Westphal)

Baubeschreibung:
Bis zum Abbruch des Dach- und Obergeschosses um 1900 stand hier ein zweigeschossiger rechteckiger Backsteinbau auf einem hohen Kellersockel. An der nördlichen, zur Vorburg hin gerichteten Schmalseite sprang ein kleiner Vorbau mit zwei niedrigeren Geschossen vor. Der nördliche, sechsstufige Hauptgiebel und der fünfstufige Giebel des Vorbaues waren mit kleinen Fenstern versehen und wiesen eine horizontale Gliederung durch Hausteingesimse auf. Die Staffeln der beiden nördlichen Giebel waren konsolenartig ausgebildet und mit Steinkugeln auf einem Podest besetzt. Der südliche Hauptgiebel wies dagegen eine schlichtere, geschweifte und abgetreppte Ausführung auf. Die Giebelseiten besaßen drei, die Längsseiten sechs Fensterachsen. Die unregelmäßig verteilten Fenster in Hausteinfassung waren mal schmal-, mal quergeteilt, teilweise mit Kreuzstock. Auf den Langseiten verlief ein Klötzchenfries unterhalb der Traufe, in der Mitte wiesen sie je einen Stützpfeiler oder Abortschacht auf. (Markus Westphal)

Die beiden Hauptgiebel sind den Abbrucharbeiten leider zum Opfer gefallen. Der rückwärtige Hauptgiebel ist auf einem Geschoss weniger wiederhergestellt worden und weist nun ungefähr die gleiche Höhe wie der erhaltene Giebel des Vorbaus auf. An weiteren Details dieses Vorbaugiebels sind drei Steinplatten, zwei mit Rosetten, eine mit einem Stern sowie in zwei Streifen jeweils zwei Voluten zu nennen. Von den alten Fenstern des Hauptbaues blieben nur die unteren Teile im Erdgeschoss erhalten. Neue Gaubenfenster deuten die ehemalige Zweigeschossigkeit zumindest an. Bemerkenswert ist das in Stein gehauene Allianzwappen der Eheleute von Lieck und von Wevorden über der Eingangstür. Es wird von zwei Voluten gestützt, die von zwei mit Steinkugeln gekrönten Podesten auf dem Türgesims eingerahmt werden. Das Wappen ist von einem Dreiecksgiebel überdeckt.

Im Inneren hat der Besitzer einen bedeutenden Renaissancekamin aus Sandstein vom Ende des 16. Jh. mit der Darstellung von Adam und Eva auf Pfeilern und einem Wappenfries wiederaufgestellt. Bei Sanierungsarbeiten Mitte der 1970er-Jahre wurde der Keller soweit vertieft, dass man nun bequem darin stehen kann. Dabei stellte man fest, dass das Kellerfundament unmittelbar auf den Erdboden aufgesetzt war. Außen besteht es aus Feldsteinen, innen teilweise aus Backsteinen. In einer Entfernung von 1,5 Metern traf man auf einen Sockel, der aus 5-6 Lagen Backsteinen bestand. Nachdem das aufgeschüttete Erdreich entfernt wurde, sah man, dass er parallel zum bestehenden Bauwerk verläuft ohne den Vorsprüngen zu folgen. Die Sockelecken sind durch Dreiviertelkreise verbunden. Es ist anzunehmen, dass es sich um Reste des spätmittelalterlichen Vorgängerbaues handelt.

Die Hauptburg bestand nach der Tranchot-Karte vom Anfang des 19. Jh. nur aus dem von einem Weiher umgebenen Burghaus mit Maßen von rund 18 mal 12 Metern. Zur Vorburg führte wohl eine Zugbrücke, eine neue Holzbrücke wurde 1977 errichtet. Die Innenfläche der Vorburg betrug ungefähr 9000 Quadratmeter. Auf ihr ist ein noch heute erhaltener dreiflügeliger Gebäudetrakt sichtbar, dessen Entstehungszeit daher vor dem 19. Jh. liegen dürfte. Die Vorburg war von einem polygonal verlaufenden Wassergraben umgeben, wobei die nördliche Zufahrt durch einen äußeren Stichgraben im Westen und den Baaler Bach im Osten zusätzlich gesichert war. Der 8-9 Meter breite Wassergraben wurden durch den Bach gespeist; der Graben wurde beim großen Umbau um 1900 verfüllt und eingeebnet.

Kleinkünckel

Codex Welser um 1720
Codex Welser um 1720 LXVIV S128

Haus Kleinkünkel

versteckt am Radweg zur Rur
versteckt am Radweg zur Rur Ehemalige Wasserburg, Hauptgebäude zweigeschossig mit Barockgiebel, Satteldach, Kreuzstockfenster; 1587, Umbauten 1644, 1750 und 1975/77. Vorburg eingeschossig mit Satteldächern; 1970/77 erneuert, Eckgebäude als dreigeschossige Wohntürme ausgebildet.

Großkünkel

Codex Welser um 1720
Codex Welser um 1720

aus http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=4026
Geschichte:
Großkünkel gehörte früher zur Gemarkung Brachelen, heute ist es dem Hückelhovener Ortsteil Doveren angegliedert. Die vollständig abgegangene Burganlage liegt rund zwei Kilometer südlich von dessen Ortsmitte zwischen Rur und Baaler Bach am Rande eines modernen Baggersees. Da Großkünkel wohl nicht vor dem 13. Jh. errichtet wurde, könnte das rund 400 Meter südwestlich gelegene Erdwerk "Dovern, Alte Rurschleife" (siehe dort) eine Vorgängeranlage gewesen sein. Um 1300 wohnte auf Großkünkel ein Christian, Sohn des Johann von Künkel. Die früheste bekannte Erwähnung des Sitzes erfolgte 1312, weitere Nennungen im 14. Jh. sowie 1445, 1556 und 1654. Im 14. Jh. war die Burg Wassenberger Lehen und im Besitz der Herren von Künkel. Ab dem 15. Jh. erscheint sie in den Heinsberger Lehnsverzeichnissen und ist im Besitz der Wolff von Randerath, dann der von Velrath genannt Meuter, der von Beeck, der von Horrich und 1541 schließlich wieder in den Händen derer von Velrath. 1592/98 gehören zum Besitz 100 Morgen Ackerland und eine Waldgerechtigkeit. Im weiteren Verlauf wechselte Großkünkel oft den Besitzer: Unter anderen kam der Adelssitz wie auch die Burg Hückelhoven (siehe dort) an den Feldmarschall Freiherr Johann Christian von Zobel, der 1723 im Codex Welser als Eigentümer verzeichnet ist. Der letzte adelige Besitzer, der Graf von Hompesch-Rurich, veräußerte das Anwesen schließlich 1876 an einen Rheydter Kaufmann, der bereits im Besitz von Grittern (siehe dort) war. Großkünkel gehörte zum Gericht und Kirchspiel Brachelen, heute gehört es zur Pfarre Doveren. (Markus Westphal)

Bauentwicklung:
Von dem mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Baubestand ist heute nichts mehr vorhanden. Den ehemaligen Nordflügel der Hauptburg nimmt ein Bau des 19./20. Jhs. ein, die anderen Wohn- und Wirtschaftsbauten sind erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden. (Markus Westphal)

Baubeschreibung:
Die Tranchot-Karte vom Anfang des 19. Jhs. zeigt eine nahezu quadratische dreiflügelige Gebäudeanordnung von rund 60 Metern Kantenlänge auf der Hauptburg. Der Zugang erfolgte über eine Brücke in der Mitte der Südseite. Ob die Ostseite offen war oder durch eine Mauer begrenzt wurde, ist auf der Karte nicht genau zu erkennen. Auf jeden Fall schloss sich hier ohne Grabenunterbrechung eine diagonal zur Hauptburg liegende, repräsentative Parkanlage mit streng geometrischer Gliederung an. Der rechteckige Park wies eine Innenfläche von durchschnittlich 115 mal 95 Meter auf. Die gesamte Anlage war von einem bis zu 37 Meter breiten, polygonalen Wassergraben umgeben. (Markus Westphal)

Grundsätzlich erweisen sich die Abbildungen des 1723 geschaffenen Codex Welser als problematisch, sofern sie als Grundlage für eine Beschreibung des Bestandes herangezogen werden. Dies ist auch bei der Wasserburg Großkünkel der Fall. (Jens Friedhoff)

Haus Großkünkel

in der Nähe von Kleinkünkel
in der Nähe von Kleinkünkel heute am Rande eines Kieswerkes, von einem Haus im Sinne eines Schlosses nichts zu sehen