Grippekoven_geschichte
Einleitung
Schaut man sich das Gelände der Burg Gripekoven an, so sieht man heute – fast nichts. Im Sommer zeigen die alten , bis zu 200 Jahre alten Bäume den Burgberg an. Im Winter sind Reste von Wällen und Gräben deutlicher zu erkennen. Mauerwerk tritt nicht an die Oberfläche. Dies soll in den 40. Jahren des vorigen Jahrhunderts noch anders ausgesehen haben. Ich selbst habe noch bröselige Ziegel in den 60 Jahren auf dem Burgberg gefunden.
Dabei war diese Anlage im Rahmen ihrer Zeit riesig, - vergleichbar mit der jetzigen Burg Linn in Krefeld. Noch dazu mit der alten Motte Gripekoven lag sie an einer Nahtstelle zweier aufstrebender Territorialfürsten, Jülich (Dahlen) und Geldern (Erkelenz), die just zu dieser Zeit ihr Herrschaftsgebiet arrondierten und auch erweiterten, - dies natürlich gegen den Widerstand der Betroffenen, zumeist lokalen Adligen. Interessant ist, das , obwohl Gripekoven als geldrisches Lehen angesehen wurde,der Herzog von Geldern aber keinerlei Aktivitäten in diesem Vorgang zeigte.
Siehe hierzu auch die Ausführungen bei den Geschichtsfreunde Rheindahlen von Toni Mennen
Alt und Neu Gripekoven
Bau und Lage der Burg
Den es hier betrifft, ist Gerhard von Engelsdorf, der es sowohl als Ratgeber des Jülischer als auch des Geldener Fürsten, als auch des Kölner Erzbischofes zu Ansehen und Reichtum gebracht hatte. Seinen Adelssitz setzte er in die Niederung des Alsbach(jetzt Mühlenbach), indem er die MotteAlt Gripekoven kaufte (um 1326). Dies genügte ihm aber als „Herrrenhaus“ nicht, und so ließ er Neu Gripekoven bauen, nicht zuletzt, um hier auch territoriale Ambitionen zu dokumentieren. Auch ließen seine erfolgreichen Geldgeschäfte den Bau einer solchen Residenz zu.
Zusammen mit Alt-Gripekoven belegt diese Anlage eine Fläche, die von der jetzigen Straße Beeck, Ellinghoven, Eickelnberg den kompletten Wald östlich davon bis zum Eintritt des Mühlenbaches in den Wald beanspruchte. Große Teiche dienten der Wasserversorgung und des Schutzes der Anlage. Selbst eine Mühle war vorhanden. Bedenkt man die damalige Bevölkerungsdichte, so muss man diese Burg mit ihrer Fläche als riesig bezeichnet werden.
Grenzlage
Nun irritiert solch eine Festung im Grenzgebiet natürlich die angrenzenden Fürsten, war doch Engelsdorf ein gerngesehener und wertvoller Berater der Fürsten, die ihn mit Gunstbeweisen in Form von Rechten und Land überschütteten. So ist davon auszugehen, das der Bau einer solch riesigen Burg noch dazu im Grenzgebiet nicht ohne Mistrauen der Anrainer von Statten geht. Engelsdorf durfte, was uns viel sagt.
Dieses Wohlverhalten endete nach dem Tod Gerhards im August 1343. Damit wendete sich das Glück für das Haus Engelsdorf.
Der erste, schwache Versuch war ein Ankaufversuch des jülischen Herzogs (1348). Der entscheidende Durchbruch war aber dann die Durchsetzung des Landfriedens am Niederrhein, der das bisher allgegenwärtige Fehderecht beschneiden sollte(1). Dies war besonders ein Recht des kleinen Adels, hier insbesondere der wirtschaftlich danieder gehenden Ritterschaft und bedeutete, dass man sich, nach Regeln natürlich, sein Recht selbst verschaffen konnte. Dazu passt im übrigen der Begriff des „Raubritters“ nicht.
1)Die Durchsetzung des Landfriedens lag im kaiserlichen Interesse, benötigte man doch die militärische Stärke nicht zur Durchführung lokaler Auseinandersetzungen, sondern mehr und mehr im "nationalen" Reichsinteresse. Zu Durchsetzung des "Friedens" bediente man sich der lokalen Mächte, oder was mächtig werden wollte.
Burgübersicht
Wilhelm I von Jülich
Wilhelm I von Jülich ist als politischer Fürst in die Geschichte eingegangen, weil er sein Herzogtum als politische Kraft im Reich etablieren wollte. Dazu wurden nicht nur militärische Mittel, sondern auch politische Mittel verwendet.
So versuchte er, die Rechte seiner ansässigen Ritter zu beschneiden, wogegen diese aber in Form eines Aufstandes rebellierten. Denen kamen dabei auch die Söhne des Fürsten zur Hilfe, indedem sie ihren Vater auf Kaiserswerth so lange festsetzten, bis dieser sich monetär mit ihnen geeinigt hatte. Danach fiel die Verbindung Ritter und Fürstensöhne auseinander, so das sich der Fürst intensiv mit seinen aufständischen Rittern beschäftigen konnte. So nimmt es nicht Wunder, das von den in Gripekoven belagerten 44 Rittern, die Urfehde schworen, alle aus den Jülichen Landen kamen, - alles nur Zufall? Auch Zufall, das der „Rädelsführer“ der Belagerten anschließend Karriere im Dienst des jülicher Fürsten machte und dieser für ihn die verlangte Entschädigung an den Kaufmann zahlte?. Oder das der Eigentümer der Burg Gripekoven Edmund von Engelsdorf, mit 2 Burgen „ op de Inde“ und der „Wildenburg“ entschädigt wurde? Wie mächtig muß diese Burg gewesen sein, liest man die erlesenen Namen und große Zahl der Belagerer. Die Städte Köln und Aachen, der Herzog von Limburg und Brabant, die Herrn von Heinsberg, natürlich auch der jüliche Fürst, an Zahl ca 1000 – 1500 Soldaten und Helfer. Diese alle ausgestattet mit den höchsten Würden des deutschen Kaisers Karl V, dem Reichsbanner. Selbst der Herzog von Geldern, nicht an der Schleifung der Burg beteiligt, konnte mit den Ziegeln von Gripekoven die Erkelenzer Stadtmauer bauen, war ja immerhin seine Stadt.
Mehr ging eigentlich zu dieser Zeit nicht.
Das Ergebniss für Wilhelm I
- eine militärische Gefahr an der Grenze beseitigt (Festung Gripekoven)
- eine aufstrebende Adligenlinie unter Kontrolle gebracht (Engelsdorf)
- das benachbarte Dalen anschliesend zu Stadt erhoben und so die Grenze zu Geldern gesichert , zur besseren Sicherung später Gladbach und Dülken
- die rebellischen Ritter unter den Landfrieden gezwungen 1355 Unterwerfung Dietrich Schinnemann
- seinem König Karl IV einen ruhigen Niederrhein gemeldet, der ihn auch prompt zum Markgrafen ernennt
- sich militärisch mit den Nachbarn verbündet, das verbindet
- das militärische Risiko der Burgeroberung verteilt
und die Belagerten?
Alles in allem ein Erfolg für fast alle Beteiligten – bis natürlich auf die Burg selbst.
Die Belagerten mußten Urfehde schwören. Dazu ist es interessant, den Text zu lesen, in dem die Belagerten alle Vorwürfe bestreiten, die man ihnen macht.
Übergabeurkunde vom 23.juni 1354 XXVI Seite 80
"Wir, Ritter Goswin von Zyvel und sein Bruder, Ritter Arnold, sowie der Knappe Ottto von Dreyle, tun allen Menschen kund und zu wissen, die diesen Brief lesen oder von ihm hören:
Weil die hochmächtigen Fürsten und Herrn- Herr Wilhelm, Erzbischof zu Koln, Herr Johann, Herzog zu Branbant, Her Wilhelm, Markgraf zu Jülich, Herr Dietrich, Graf zu Looz.., Herr Johann von Falkenburg, Herr zu Borne, Herr Reinhard, Herr zu Falkenburg - sowie die Schöffen, der Rat und die Bürger der Städte Köln und Aachen auf Geheiß unseres gnädigen Herrn, Herrn Karl, des Römischen Reiches König, der Rechtsbrüche wegen, denen sie uns beschuldigen, das Haus Gripekoven belagertn haben und die vorgenannten Goswyn und Otto, sowie die untengenannten Helfer, die sich in diesem Haus befanden, eingeschlossen haben, so bekennen wir:
das die vorgenannten................niemand ausgenommen und im Bezug auf all die Dinge, deren wir belagert wurden, sei es Raub und Falschmünzerei oder wegen der Kaufleute, und auch im Bezug auf all die Dinge, die sich zwischen den Belagerten und uns zum jetzigen Zeitpunkt ergeben haben, friedlich und freundlich auf die folgende Weise ausgesühnt haben:
zu ersten: ich Goswin, habe das oben genanngte Haus Gripekoven in die Hand und Macht der oben genannten Herrn und Städte übergeben, also, das sie es abbrechen und einebnen werden, und das weder ich selbst noch jemand von den Meinen je erwägen werden, es wieder aufzubauen. Und alle die, die in dem Haus eingeschlossen waren, sollen wieder völlig frei sein und nicht dem Willen der oben genannten Herrn und Städte unterworfen sein......"
Wahrlich unter Raubrittern stellt man sich was anderes vor, damals und heute.
Nachsatz
Wenn dies das Ausräuchern einer Raubritterburg war, dann weiß ich nicht, wer hier den Raubritter gab. Die Geschichte mit den Raubrittern ist aber populärer und hat sich bis heute gehalten .Siehe hier
Lassen Sie sich inspirieren und erforschen die Burg, aber bitte ohne zu graben. Das haben schon Generationen vor ihnen gemacht, da ist nichts mehr!
Und um mit dem Schlußsatz von Toni Mennen zu enden:
"Aber wie die 640 Jahre, die seitdem vergangen sind, wie die Zeit und die Zeiten dahingeflossen sind und dahinfließen- es ist ja alles so vergänglich"