Holterheide
Brüggen Holterheide St. Barbara Straße 43
Es ist eine der ungewöhnlisten Kapellen die ich je gesehen habe. Als Kind der 50ziger Jahre sind mir Wellblechbaracken noch ein Bild. Das so ein Objekt nach so langer Zeit noch steht, chapeau.
Ich bin bei meinen Suchen nach "Schönheiten des Niederrheines" oft an dieser Stelle vorbei gekommen. An eine Kapelle habe ich nie dedacht. Daher Dank an Majid Alwan, der mich darauf aufmerksam machte.
Leider war die Kapelle nicht zu betreten. Daher klaue ich, das ok von Bernd Limburg vorausgesetzt, ein Bild der Innenansicht. Außen sieht sie zu traurig aus .
Kommen wir zum formalen Teil:
"Zitat aus page Bernd Limburg"
Die St. Barbara-Kirche (St.-Barbara-Church) wurde 1957 – 58 innerhalb des Kasernenbereiches des ehemaligen 3 Base Ammunition Depots (3 BAD) Brüggen - Bracht der britischen Streitkräfte errichtet. Es handelt sich um eine nach Westen orientiert, langgestreckte Wellblechbaracke mit leicht über-halbkreis-großem Tonnenquerschnitt. Der Innenraum wurde 1965 nach einem Brand erneuert.
Die beiden Giebelwände sind massiv aus Backstein errichtet und glatt verputzt. Der Ostgiebel ist mit einem rundbogigen, backsteinsichtig gerahmten Portal mit schlichter, einteiliger, Vertikal verbretterter Tür versehen. Diese wird flankiert von je einer Fensteröffnung mit backsteinseitigem, geradem Sturz und zweibahnigen Fenstern mit umlaufenden glatten Backsteingesims. An der Nordseite befinden sich vier, an der Südseite zwei je dreibahnige Schleppgauben.
An der Südseite, vor dem westlichen Gebäudeviertel, befindet sich leicht eingezogen ein zweigeschossiger, massiver, glatt verputzter Glockenturm mit rundbogigem, abgetreppt backsteinsichtig gerahmten Eingang und schlichter zweiflügeliger, vertikal verbretterter Tür. In der Ost und Westwand des Erdgeschosses befindet sich ein backsteinsichtig gerahmtes Rundfenster. Das Obergeschoß ist vierseitig mit je drei rundbogigen Schallöffnungen versehen, die mittlere jeweils breiter und höher. Der Glockenturm hat ein flaches, verschiefertes Zeltdach übermehrfach abgetreppten glatten Gesims.
Der tonnengewölbte Innenraum ist durchgängig mit Hartfaserplatten verkleidet. Er verfügt über einen spitzbogigen Triumphbogen zu dem drei Stufen erhöhten Chor. Die Fenster sind original und farbig verglast. Auf einem befindet sich die Darstellung der heiligen Barbara und die Inschrift: „G. Maile Studio, Canterburry, Kent“. Im Innenraum ist ein originaler Altartisch vorhanden.
Die St.-Barbara-Kirche ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, weil sie eine abgeschlossene historische Epoche der jüngeren Geschichte und die seinerzeit gegebenen Lebensumstände in eindrucksvoll anschaulicher Weise dokumentiert.
Sie ist darüber hinaus bedeutend für die Ortsgeschichte, weil sie als kennzeichnend für die langjährige Nutzung einer ganzen Region gesehen werden muß. Nach der Nutzung durch die Wehrmacht entstand hier in unmittelbaren Grenzbereich zu den Niederlanden im Rahmen der durch den Kalten Krieg gegebenen Erfordernisse ab1948, als das 3 BAD von Liebenau nach Bracht verlegt wurde, auf einer Fläche von 12 qkm das größte Munitionslager West-Europas.
Für die Erhaltung der St-Barbara-Kirche liegen wissenschaftliche Gründe vor, weil es sich hierbei um ein sozialgeschichtlich bedeutendes, weil persönliches Erinnerungsmal der hier arbeitenden bzw. in der Umgebung lebenden Personen handelt. Darüber hinaus wird durch dieses, aus der frühen Lagerzeit stammende Gebäude ein weithin unbekanntes Kapitel der westdeutschen Nachkriegsgeschichte lebendig, in der die Engländer als Besatzungsmacht am Niederrhein paramilitärische Arbeitstruppen aus Kriegsgefangenenlagern rekrutierten und diese für den Aufbau und den Betrieb ihrer militärischen Anlagen einsetzten. Das waren hier die 438 Mobile Civilian Labour Group (MCLG) und die 412 MCLG. Sie wohnten anfangs in einem Zeltlager, wurden im Winter 1953/53 in einer leerstehenden Zigarrenfabrik in Kaldenkirchen untergebracht und bezogen 1953 dann feste Unterkünfte im Lagerberich.
Darüber hinaus sprechen militärhistorische und architekturgeschichtliche Gründe für den Erhalt des mit einer aus dem Depotbereich stammenden, militärischen Wellblech-Außenhülle ausgestatteten kleinen Sakralbaus, der in dieser Art im Rheinland einmalig ist.