Amernerstr
Amenerstr/Nette
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Geschichte
Zum 500jährigen Bestehen ließ die Dülkener St. Cornelius-Bruderschaft auf dem früher der Josefine Brasseler und jetzt der Stadt Viersen gehörenden Grundstück "Am Lindenbäumchen" an der Einmündung des Hochfeldweges in den Amerner Weg einen Bildstock errichten, der am 16. Juli 1961 feierlich durch den Dechanten Hubert Rutge eingesegnet wurde. Damit sollte an die gelungene 500-Jahr-Feier erinnert werden. Protektor des Jubiläumsschützenfestes und Mäzen des Bildstockes war Otto Vogels, erfolgreicher Dülkener Schuhfabrikant. Durch die spätere Rektorin der Kreuzherrenschule Anni Drufen, die als Junglehrerin in Rheine ihren Schuldienst begonnen hatte, kam der Kontakt zu dem Bildhauer Joseph Krautwald zu Stande. Er entwarf den Bildstock und fertigte sämtliche Skulpturen. Die Mauerarbeiten wurden durch Norbert Bonus, Mitglied der Bruderschaft, ausgeführt.
Beschreibung
Auf einem Stufensockel aus Beton ist eine 2,80 m hohe und 1,50 m breite, nach innen geschwungene rote Backsteinwand errichtet. Dunklere Ziegel, leicht hervorstehend, bilden ein Kreuz mit ungleichen Schenkeln. Daran ist eine ca. 1,70 m hohe Figur des gekreuzigten Christus angebracht. Ursprünglich war die Figur wie die anderen Reliefs aus Sandstein. Nachdem sie jedoch mehrfach durch Vandalismus zerstört worden war, ist durch den Bildhauer Krautwald ein Bronzeabguss nach Vorlage seiner Originalfigur gefertigt worden. Diese wurde 1998 angebracht. Besonders augenfällig sind die stark vortretenden Rippenknochen und die lang gestreckten Gliedmaßen.
Auf dem linken, größeren Mauerfeld unterhalb des Querbalkens ist ein Sandsteinrelief mit zwei etwa 1,10 m hohen Figuren angebracht, die Maria, die Mutter Jesu, und Johannes, den Evangelisten, am Kreuz darstellen. Während Maria, ein Tuch mit ihrer rechten Hand vor ihren Mund haltend, den Kopf gebeugt nach unten hält, schaut Johannes, hinter ihr stehend, aufrecht zum Kreuz. Johannes rechter Arm ist zu Maria hinübergestreckt, so dass er ihre linke Hand nehmen kann.
Unter dem Kreuz sind vier weitere, etwa 70 cm hohe Figuren, die vier Schutzpatrone zu finden. Ihre Namen sind unter den Figuren eingeschlagen:
Nikolaus von der Flühe (1417-1487): Er ist als hagerer, bärtiger Einsiedler mit aufrechter Körperhaltung und ungekämmten Haar, verschränkten Armen, mit Rosenkranz in seiner rechten Hand haltend dargestellt. Als Schutzpatron der Bauern nimmt er Bezug auf eine Vielzahl von Bewohnern der Nette.
Krispiano (+ 287): Da er als Sohn einer vornehmen römischen Familie seinen Lebensunterhalt als Schumacher in Frankreich verdiente und den Armen unentgeltlich Schuhe überließ, wurde er Patron der Schumacher, Sattler, Gerber, Schneider, Weber und Handschuhmacher. Hier trägt er einen Schuh in seiner linken Hand. Krispiano ist Otto Vogels als Schirmherr des Jubiläumsschützenfestes und Mäzen des Bildstockes gewidmet.
Barbara (Ende 3. Jh.-306): Barbara war vielleicht eine Märtyrerin unter Galerius Valerius Maximus, sie ist aber eine historisch eher unwahrscheinliche Figur. Es gibt eine Vielzahl von Legenden. Diese nehmen Bezug auf die Auseinandersetzung zwischen der dem christlichen Glauben zugetanen Barbara und ihrem heidnischen Vater. Nachdem sie trotz Gefangenschaft und Folter nicht bereit war, ihren Glauben abzuschwören, soll sie von ihrem eigenen Vater enthauptet worden sein. Im Relief des Bildstockes, der an der Oberfläche starke Verwitterungsspuren aufweist, hält sie mit beiden Händen einen Turm, der vermutlich ursprünglich drei Fenster als Sinnbild der Dreifaltigkeit aufwies. Als Schutzpatronin der Bergleute, aber auch der Eisengießer ist sie den vielen Bewohnern der Nette gewidmet, die in den nahen Gießereien arbeiten.
Cornelius (+253): Aus einer vornehmen römischen Familie der Cornelier stammend, wurde er 251 zum Bischof von Rom gewählt. Bereits zwei Jahre später starb er in der Verbannung. Er gehört zu den vier heiligen Marschällen, die „wegen ihre einzig dastehenden Verdienste und täglichen Hilfe" Hofmarschälle Gottes und der Himmelsbürger genannt werden. Cornelius ist als Bischof mit Krone und Stab dargestellt. Zudem hält er in seiner rechten Hand sein Attribut, ein Horn. Er ist der Pfarrpatron der Pfarre St. Cornelius in Dülken.
Ursprünglich stand vor dem Bildstock ein kleiner Mauerpfeiler mit einer Inschrift. An dessen Stelle ist ein Blumenbeet angelegt worden, auf dessen Steineinfassung steht: St. Cornelius-Bruderschaft 1460-1960.
Der Bildhauer Joseph Krautwald, 1916 in Borkendorf/Schlesien geboren und 2003 in Rheine/Westfalen gestorben, absolvierte eine Steinmetz- und Bildhauerlehre, besuchte eine Holzschnitzerschule sowie die Akademien für bildende Künste in München und Dresden, bevor er sich als selbstständiger Künstler in Rheine niederließ. Er arbeitete vornehmlich an Bildwerken christlicher Kunst. Die Vielfalt seines sakralen Schaffens umfasst die Gestaltung von Chorräumen, zum Beispiel mit von ihm geschaffenem Altar, Tabernakel, Ambo und Kreuz. Er hat rund 300 Kreuzwege, zudem bronzene Kirchenportale, Wegekreuze, Bildstöcke, Taufbecken, Grabreliefs- und stelen sowie Krippenfiguren entworfen und geschaffen, überwiegend in den Bistümern Westfalens und Niedersachsen, aber auch im Rheinland. Im Stadtgebiet Viersen sind in der Dülkener Kirche Herz Jesu ein Kruzifix sowie die Kreuzwegstationen als Arbeiten von Joseph Krautwald vorzufinden. Der Bildstock in der Dülkener Honschaft Nette ist bedeutend für Viersen.
aushttp://www.viersen.de/C125704A0030C552/html/3A408E0300C522DEC12570FF00510196?OpenDocument